Stilkunde: Glasarmkronleuchter

Stilkunde - Glasarmkronleuchter

Nachdem im 16. und 17. Jahrhundert Bergkristall aus Italien und Frankreich als Behang für Kronleuchter verwendet wurde, begann gegen Ende des 17. Jahrhunderts die künstliche Herstellung von Kristallglas aus Quarzsand und Pottasche. Dieser Prozess begann zunächst in Frankreich und breitete sich später nach Nordböhmen aus, wo verschiedene Kronleuchterformen entwickelt wurden, die bis heute erhalten sind.

 

Der Pionier in der offiziell registrierten Kristall-Lüsterherstellung war Josef Palme (1701-1747) in Parchen. Bereits im Alter von 23 Jahren gründete er die Glasraffinerie "Josef Palme", die sich vorrangig auf die Fertigung von Glaslüstern spezialisierte. Diese zeichneten sich durch ihre S-förmig geschwungenen Kerzenarme aus Glas sowie einen Mittelkörper mit einem gläsernen Schaftaufbau, bekannt als Schaftkrone, aus.

 

Die Gestaltung dieser sogenannten böhmischen Glasarmkronen scheint von den flämischen Metallkronen abzuleiten, die um 1560 entstanden. Anfangs wurden glatte Glasarme verwendet, später geriefte. Zunächst wurden einfache geschliffene Behangformen in die Glas-Ösen an den Armen gehängt. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Leuchter mit Pendeloques aus Böhmen dekoriert, die Nachbildungen der französischen Pendeloques waren.

 

Josef kaufte das Rohglas für seine Leuchter von den Glashütten von Johann Kasper Kittel und ließ es teilweise in kleinen Glasschleifereien bearbeiten, bevorzugt jedoch in der eigenen Schleiferei und Kuglerei in Parchen. Er beherrschte alle Aspekte der Glasveredelung und arbeitete eng mit den Glashändlern in der Umgebung zusammen, was seine Glaslüster schnell weltbekannt machte.

 

Einer seiner ersten Leuchter wurde um 1724 nach "Schloss Hof" bei Wien für Prinz Eugen von Savoyen geliefert und wird heute im österreichischen Museum in Wien aufbewahrt.

 

Die Weiterentwicklung von Glaskronleuchtern in Böhmen und anderen Ländern wurde maßgeblich von diesem Leuchter-Typ beeinflusst, darunter Schlesien, Deutschland, Frankreich, Skandinavien, England und Irland, wo die Herstellung von Glaskronleuchtern im 18. Jahrhundert begann.

 

Josef Palme war der erste Hersteller von Glas- und Kristalllüstern, der eine nahezu serienmäßige Produktion betrieb. Große Stückzahlen einzelner Modelle wurden gefertigt, was es Großabnehmern in ganz Europa ermöglichte, große Mengen von einer Art von Leuchten zu erwerben. So entwickelte sich die Firma Josef Palme zum bedeutendsten Hersteller von Glas- und Kristalllüstern in Böhmen. Als Josef Palme 1747 verstarb, übernahm sein jüngerer Bruder Christoph Palme (1705-1781) das Familienunternehmen. Bis 2016 produzierte die Firma Christoph Palme diese Glasarmkronleuchter.

 

(Auszüge aus dem Buch von Dr. Gerd Hickisch, "Christoph Palme, Kristallkronleuchter seit 1724 – Über 250 Jahre.")

 

Bild: Christoph Palme – Nachbildungen historischer Originalmodelle von Glasarmkronleuchtern aus der früheren Kollektion von Christoph Palme.

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